Klebetechniken bei Varizen der unteren Extremität: Erste Ergebnisse

Ragg JC et al.
Klinik am Wittenbergplatz Berlin - Interventionelle Phlebologie

Hintergrund:

Die modernen endovenösen Obliterationstechniken von Varizen und insuffizienten Stammvenen haben den Nachteil, die angestrebte Verringerung des Venendurchmessers nicht sofort, sondern erst im Verlauf eines mehrere Wochen bis Monate dauernden Verödungsprozesses zu erreichen. Mit Klebetechniken, wie sie ähnlich bereits in der Notfallbehandlung von Oesophagusvarizen etabliert sind, könnte eine Verbesserung erzielt werden.

Patienten und Methoden:

Es wurden von 5/2009 bis 4/2011 in 27 Fällen mit besonderer Indikation (OP-Kontraindikation, Unmöglichkeit des Tragens von Kompressionsstrümpfen oder Verbänden), eine Verklebung von Stammvenen (n = 11, d = 6 – 15 mm) und großlumigen Seitenastvarizen (n = 16, d = 8 – 16 mm) durchgeführt. Verwendet wurden Cyanoacrylatkleber in Dosierungen von 0,02 - 0,05 ml pro cm behandelter Vene, segmentweise eingebracht über kleinlumige PTFE- Katheter (F2-F3) in Beinhochlagerung und unter manueller Kompression für je 1 – 2 Minuten. Alle Behandlungen erfolgten ambulant, ohne Narkose, ohne Kompressionsstrumpf und ohne Heparin- und Analgetikagabe. Klinische und sonografische Verlaufskontrollen erfolgten nach 1 und 8 Wochen, sowie jährlich. Von 4 Varizen wurden im Verlauf histologische Proben entnommen.

Ergebnisse:

In allen Fällen wurde ein Venenverschluss und eine Eliminierung des Refluxes erreicht. Das Ziel der initialen Verringerung des Venendurchmessers um mehr als 75% wurde bei 12 Fällen (44,4%) nicht oder nicht vollständig erreicht. Ursächlich waren ältere (n = 7) oder frische (n = 5) phlebitische Veränderungen. Im Bereich frischer Thromben konnte keine Klebewirkung erzielt werden. Vorübergehende lokale entzündliche Reaktionen (Rötung, Überwärmung, Schmerz bei Berührung, 3 – 6 d) wurden bei 10/27 Fällen (37%) gesehen und korrelierten mit übergroßen Klebstoffdepots (Histologie). Andere unerwünschte Reaktionen traten nicht auf. Die Klebstoffe waren abnehmend bis zu 4 Monate lang sonografisch sichtbar.

Folgerungen:

Erwartungsgemäß sind Klebetechniken auch in peripheren Venen anwendbar. Dem Nutzen des sofortigen Verschlusses mit initialer Lumenminimierung, der Verzichtsmöglichkeit auf postinterventionelle Kompression und dem optischen Soforterfolg steht der Einsatz einer aggressiven chemischen Substanz gegenüber, dessen Indikation kritisch zu hinterfragen ist.

 

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